Der Glutaeus Medius ist einer der stärksten Muskeln des Pferdes. Und so stark wie er ist, so oft sorgt er auch für Probleme.
Er zieht von der Lendenwirbelsäule über den gesamten Po bis zum Oberschenkel.
Wieso hat das Pferd genau an dieser Stelle einen so starken Muskel ?
Im Prinzip ganz einfach: Der Glutaeus lässt das Bein zurückschnellen. Dadurch dass der Muskel so ein riesen Trümmer ist, passiert das mit viel Kraft und sehr schnell. In der freien Wildbahn natürlich von Vorteil: Wer von 0 auf 100 innerhalb von ein paar Sekunden ist, kann dem bösen Löwen schnell davon springen..
Die Sache ist nur die...
Da der Körperbau des Pferdes nicht dazu gemacht ist einen Reiter zu Tragen muss es dazu kräftige Tragemuskeln (wie in einem früheren Beitrag bereits erwähnt: u.a. Brust und Bauchmuskeln) haben. Sind diese Muskeln nicht in der Lage diese Leistung zu erbringen (sei das Satteldruck, Schmerz durch Ausrutschen, falsche Reitweise/Haltung etc.); muss die Funktion des Rückenhebens ja irgendjemand übernehmen...hier kommt der Glutaeus ins Spiel.
Wie eine Zugbrücke verspannt er sich und versucht durch diese aufgebaute Spannung den Brustkorb anzuheben (was er auch durch die Verbindung zur LWS -> lendenzacke in gewisser Maßen schafft). Das doofe ist nur...Verspannung bedeutet zusammenziehen. Das heißt ein verspannter Glutaeus zieht die LWS und insbesondere die Lumbotransversalgelenke zusammen. Es entsteht der bekannte "Karpfenrücken" oder auch "Bumpers Spine" und zusätzlich gereizte Lumbotransversalgelenke. Hier entsteht das typische Phänomen: "Mein Pferd drückt den Rücken beim Putzen weg".
Bei 99 von 100 Pferden hat der Glutaeus Medius (zusammen mit weiteren Muskeln der "Streckerkette") ein Problem...die Kraft die er entwickeln kann um das Pferd schnell nach vorne schießen zu lassen, strapaziert bei Verspannung die Wirbelsäule.
Bei empfindlichen Pferden reicht es manchmal auch aus, wenn es bei der derzeitigen Wetterlage regnet und die Pferde bis auf die Haut durchnässen...der Glutaeus ist ganz schnell beleidigt und verspannt...die Hinterhand wird steif und das Pferd tritt kürzer, wird empfindlich im Rücken, oder pinkelt vermehrt (die Nieren sind in unmittelbarer Nähe). Hier kann eine Regendecke oft Wunder bewirken. (Nein ich rate hier nicht dazu alle Pferde einzudecken; nur bei manchen Pferden kann es durchaus sinnvoll sein)
Tipp am Ende: Hilfe zur Selbsthilfe
Eine Wärmeflasche (gerne auch in Verbindung mit einer Moorpackung) kann hier wahre Wunder bewirken und viele kleinere Verspannungen lösen! Aber bitte achtet darauf, dass diese nicht zu heiß ist ! Am besten Wärmeflasche mit Bezug und zur Sicherheit noch ein Handtuch drunter!
Dieser Post soll mal wieder zum Nachdenken anregen. Es ist keine Patentlösung. Die Ursache der Probleme muss gefunden werden und die Behandlung muss wie immer individuell aufs Pferd/Reiter Team zugeschnitten werden.